Eine Reise in die Stadt Arnheim und ihre jüdische Geschichte
In der jüdischen Gemeinde des Bezirks Recklinghausen gibt es eine schöne Tradition. Die Gemeinde belohnt ihre Mitglieder für aktive Beteiligung am Gemeindeleben mit touristischen Reisen in verschiedene europäische Städte zu einem günstigen Preis. Das Ziel dieser Reisen ist nicht nur Erholung, Ablenkung von der Monotonie des Alltags, neue Eindrücke, sondern auch, etwas zu lernen, mehr über die Geschichte und die Besonderheiten des dortigen jüdischen Lebens zu erfahren und (wenn möglich) die Synagoge des Ortes zu besichtigen.
Eine solche Fahrt fand am 27.08.2023 statt. Diesmal hatte die Gemeinde die Teams des Chors „Chag Sameach“ und der Gesangsgruppe mit der Reise in die niederländische Stadt Arnheim belohnt. Also wurde die Reise nicht nur aufregend, sondern auch musikalisch.

Auf dem Weg nach Arnheim (eine Stadt und Gemeinde in den Niederlanden, Hauptstadt der Provinz Gelderland) hörten die Teilnehmer einen sehr interessanten Bericht des Reiseleiters über die Geschichte der Stadt und ihr jüdisches Leben. In der modernen Geschichte ist die Stadt dank der Schlacht von Arnheim weltbekannt: Im Zweiten Weltkrieg hat Arnheim wegen der Landung und der Schlacht der alliierten Truppen im September 1944 im Rahmen der Operation Market Garden eine bedeutende Rolle gespielt. An verschiedenen Stellen in der Stadt wurden Denkmäler für die Orte der erbitterten Kämpfe während des Krieges errichtet. Nicht weniger interessant ist auch die jüdische Geschichte der Stadt. Juden kamen erstmals im 14. Jahrhundert hierher, in der Zeit des Heiligen Römischen Reiches. Sie zahlten Steuern und befanden sich unter dem Schutz des Gesetzes. Bei Gericht in Arnheim, wo ein jüdischer Arzt erwähnt wird, trat der Richter für den Schutz der Juden gegen die Feindseligkeit der Stadteinwohner ein. Doch gleichzeitig ging in die jüdische Geschichte der Niederlande der auf traurige Weise bekannte Pogrom von 1349 ein. Nachdem im Jahr 1348 die Pest-Epidemie ausgebrochen war, beschuldigte man die Juden, sie hätten angeblich die Gewässer und Brunnen vergiftet, wodurch diese Krankheit aufgetreten sei. Als Folge davon wurden bei lebendigem Leibe alle Juden verbrannt, die in der Nähe des Flusses Ijssel und in den Städten Arnheim, Nijmegen und Utrecht lebten. Das Leben der jüdischen Bevölkerung ist ein untrennbarer Bestandteil des Lebens und der Geschichte der Niederlande. Die Arnheimer Synagoge war 1852-1853 im eklektischen Stil erbaut worden, den Neoklassizismus und die Neogotik verschmelzend. In den Jahren der Nazi-Herrschaft wurde das Gebäude zerstört. Wiedererrichtet wurde es im Zeitraum 2001 bis 2003 und dient bis jetzt als Synagoge für die jüdische Gemeinde Arnheim.
Einen unvergesslichen Eindruck hat bei unseren Touristen das ethnografische Freilichtmuseum (Openluchtmuseum) hinterlassen – eines der populärsten holländischen Museen über die Grenzen Amsterdams hinaus.
Hierhin hat man, auf eine Fläche von 44 Hektar, etwa 100 verschiedene authentische Bauten aus verschiedenen Regionen der Niederlande gebracht. Farmen, Mühlen, eine Kirche, Wohnhäuser, Lagerhäuser, Krankenhäuser – sie alle sind nach Arnheim „umgezogen“ und sind Teil eines großen improvisierten Dorfes geworden. Auf dem Gebiet des Museums gibt es viele Grünflächen. Auch gibt es schöne gepflegte Gärten und Parks. Es wurden Bedingungen für Touristen unterschiedlicher Altersgruppen und mit verschiedenen Interessen geschaffen. Wir empfehlen es euch sehr, hinzufahren und dies mit eigenen Augen zu sehen.
Nach der Besichtigung des Museums sind die Reisenden der Tradition entsprechend zum Synagogengebäude gegangen.
Und der Abschluss dieser Reise war, wie oben schon gesagt, musikalisch. Unsere 48 stimmgewaltigen Touristen haben im Bus inspiriert und begeistert ihre Lieblingslieder in verschiedenen Sprachen aufgeführt.
Irina Barsukova
Foto: Archiv der Jüdischen Gemeinde Kreis Recklinghausen
