Senioren-Chanukka
Chanukka, Chanukka, ein helles und warmherziges Fest …
Das Volk Israel wird als ungehorsam und unbeugsam bezeichnet, aber genau das hat das Chanukka-Fest möglich gemacht. Denn als Antwort auf die Absicht der griechisch-syrischen Herrscher, den jüdischen Glauben auszurotten und aus den Juden Hellenen zu machen, unterwarfen sich die Juden eben nicht einer Macht, die weitaus stärker war als sie selbst. Antiochus Epiphanes verbot das Lesen der Tora und die Ausübung der jüdischen Traditionen, die Schätze des Jerusalemer Tempels wurden geplündert und durch Götzen ersetzt. Es dauerte drei Jahre, bis die jüdischen Freiheitskämpfer unter der Führung von Jehuda Makkabäus die Feinde vertrieben und ihren heiligen Ort, den Jerusalemer Tempel, zurückeroberten.

Im Jahre 165 v. Chr. bestiegen die Juden den Tempelberg, entfernten die Götzen und wollten den Leuchter entzünden. Man fand dort einen vom Hohepriester versiegelten Krug mit Öl, der Vorrat nur für einen Tag enthielt. Am Ende reichte es dennoch für ganze acht Tage!
In Erinnerung an dieses Öl-Wunder und zur Bewahrung sowie auch zum Schutz des jüdischen Glaubens feiert unser Volk acht Tage lang Chanukka.
Am 11. Dezember, dem fünften Tag von Chanukka, versammelten sich die Senioren in der Jüdischen Gemeinde Dortmund, um das Fest zu feiern. Der Saal mit 120 Plätzen war voll besetzt. Rabbiner Avigdor Nosikov richtete ein Grußwort an die Gäste.
Eröffnet wurde der Abend vom Chor „Lomir Singen“ unter der Leitung von Fira Klimovitskaya. Anschließend trug Gennady Khanin gefühlvolle Gedichte zu Chanukka vor.
Drei Lieder in drei Sprachen – Hebräisch, Jiddisch und Russisch – damit verwöhnte „Lomir Singen“ die Senioren. Die Stimmen der Sängerinnen und Sänger klangen wunderschön und die zu Herzen gehenden Melodien der Chanukka-Lieder berührten die Seele. Unsere Kinder erfreuten uns ebenfalls mit ihrer Aufführung. Die Kindertanzgruppe „Harimon“ unter der Leitung von Marina Evel tanzte nicht nur fröhlich, flatterte nicht nur mit schönen Schmetterlingen durch den Saal, sondern bot auch einen Sketch über einen hungrigen Ehemann dar, der seine untätige Frau nicht dazu überreden konnte, ihm Latkes zu kochen – ein Chanukka-Gericht aus Kartoffeln.
Diese charmante Darbietung wurde vom Publikum mit einem herzlichen Lachen und intensivem Applaus bedacht.
Nicht unerwähnt bleiben darf der wunderbare Auftritt der Seniorentanzgruppe „Jachan“ unter der Leitung von Maya Teusch.
Den Abschluss bildete eine besondere Tanzshow. Die Lichter im Saal erloschen und zwei glühende Feuervögel in Person von Marina Evel und Katya Husak zogen mit ihren Künsten alle in den Bann.
Und schließlich eröffnete Isaac Babuschkin, ein 98-jähriger Veteran des Zweiten Weltkriegs, zu den Klängen der „Kosher-Swing-Band“, dem Orchester unserer Gemeinde, den Tanzabend. Er gab den ersten Tanz mit einer Dame seiner Wahl, weitere Paare schlossen sich an.
An diesem schönen Chanukka-Abend geziemt es sich wahrlich nicht die Senioren als alt zu bezeichnen. Wir sind jung! Unsere Jugend liegt in der Jugend unserer Kinder und Enkelkinder, in unserem Glauben, in dem ewigen Wunder von Chanukka. Die Jahrhunderte vergehen und Jahr für Jahr erschaffen wir immer wieder das Wunder der Festtagskerze.
Der ganze Saal hielt den Atem an, als der Rabbiner die fünfte Kerze anzündete und wünschte: „Frohes und helles Chanukka! Chag Chanukka Sameach!“
Iryna Parasyuk
Foto: Hana Kopelewitsch
