Wenn wir vergessen …
Die J.E.W.-Redaktion hält es für wichtig und angemessen, den geneigten Lesern eine Rede vorzustellen, die Amit Segal, einer der bekanntesten Journalisten Israels, politischer Kommentator bei dem Fernsehsender „News 12“ und politischer Kolumnist der Tageszeitung „Jedi’ot Acharonot“ (ידיעות אחרונות), nur wenige Tage vor dem Jahreswechsel gehalten hat. Dieser Vortrag wurde innerhalb kürzester Zeit auf diversen sozialen Netzwerken über 3.000.000 Mal aufgerufen. Zu verstehen, mit welchem unglaublichen Übel das israelische Volk in diesem Krieg konfrontiert wurde, und zu erahnen, welche Konflikte und Konfrontationen noch vor ihm liegen könnten, genau das möchte uns Amit Segal in seinen bedeutungsvollen Ausführungen vermitteln.

Amit Segal ist ein israelischer Journalist, Radio- und Fernsehstar.
Er ist politischer Kommentator bei Hevrat HaHadashot (Fernsehsender N12 News) und politischer Kolumnist bei der Zeitung Jedi’ot Acharonot
Foto: Gideon Markovich
Eines Tages – nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr – werden wir die Hamas vernichten. Aber was passiert dann mit dem Gazastreifen?
Der Präsident der Vereinigten Staaten schlägt vor, die Palästinensische Autonomiebehörde dorthin zurückzubringen. Die Palästinensische Autonomiebehörde ist ein seltsames Gebilde, ein unvollständiges und finanziertes Land. Sie hat zwar Polizisten, aber keine Armee. Sie hat Briefmarken, aber kein Geld. Und all dies trat 1993 in unser Leben.
Der damalige Premierminister Jitzchak Rabin und seinerzeit noch Außenminister Schimon Peres kamen zu der Einsicht, dass es Israel nicht möglich ist, Millionen von Palästinensern in Judäa, Samaria und Gaza zu regieren. Daraufhin beschlossen sie, die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) als souveräne Vertretung des palästinensischen Volkes anzuerkennen.
10 Jahre zuvor hatte Israel die PLO ins Exil nach Tunesien geschickt (als Folge des Libanonkriegs), und jetzt (1993) hat Israel sie anerkannt, ihr Waffen und eine Flagge ausgehändigt. Vor allem aber gab es ihnen Gebiete in Judäa, Samaria und Gaza und hat damit ihre Selbstverwaltung ausgeweitet.
Dies sollte ein Pilotprojekt sein, an dessen Ende ein palästinensischer Staat neben dem Staat Israel entstehen sollte – im „Neuen Nahen Osten“.
Das Experiment scheiterte, denn statt einen Staat und entsprechende Institutionen zu schaffen, setzten Arafat und seine PLO-Mitstreiter die Waffen, die wir ihnen gaben, gegen uns ein. Und das Ergebnis war eine blutige Intifada, Bombenanschläge in israelischen Bussen – auch hier in Jerusalem, in Tel Aviv, in Haifa, im ganzen Land. Als Folge kehrten die IDF in die palästinensischen Städte in Judäa und Samaria zurück.
Gleichzeitig drängte die Hamas Funktionäre der Palästinensischen Autonomiebehörde aus dem Gazastreifen. Die Hamas warf die PA-Repräsentanten direkt von den Dächern der Hochhäuser runter im Gazastreifen als es dort noch Hochhäuser gab …
20 Jahre später starb Arafat. Sein Nachfolger Abu Mazen, ein Holocaustleugner, ist inzwischen über 80 Jahre alt. Und jetzt sagt der US-Präsident: (wie auch einige Israelis) lasst uns die PA in den Gazastreifen zurückbringen.
Bringt uns vielleicht der zweite Anlauf dieses Mal Frieden, Wohlstand und einen blühenden wie auch friedliebenden Gazastreifen? Kann das wirklich so sein?
Dazu gibt es noch Vorwürfe, dass die Netanjahu-Regierung jahrelang die Hamas gestärkt hat, um die Palästinensische Autonomiebehörde zu schwächen – weil die israelische Regierung einfach nicht wollte, dass die Palästinenser ihren eigenen Staat bekommen.
Zweifellos war die Stärkung der Hamas ein großer Fehler, aber war die Schwächung der Palästinensischen Autonomiebehörde ebenfalls ein Fehler?
Gibt es irgendwo in Ramallah, Nablus, Jenin, Hebron versteckte friedliebende, versöhnungshungrige Palästinenser, die einfach nur in Frieden mit uns leben möchten?
Palästinensische Meinungsumfrage zum Massaker vom 7. Oktober

Quelle: AWRAD (Arab World for Research and Development) hat eine Umfrage unter Palästinensern zu ihrer Meinung über das Massaker vom 7. Oktober durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass 75% der Palästinenser das Massaker und den Angriff auf Israel unterstützen.
Werfen wir einen Blick auf die Daten. Schauen wir uns eine Umfrage an, die unter Palästinensern in Judäa und Samaria NACH dem Massaker vom 7. Oktober durchgeführt wurde.
Dieser Umfrage zufolge würde Ismail Haniyeh von der Hamas 44% der Stimmen erhalten, Marwan Barghuthi 42% und Abu Mazen 6%, wenn heute Wahlen stattfinden würden!
Für diejenigen, die sich in der palästinensischen Politik nicht auskennen, eine kurze Erklärung:
44% der Palästinenser in Judäa und Samaria unterstützen den Anführer einer Organisation, die Babys verbrannt und Frauen vergewaltigt hat.
42% unterstützen einen Mann, der persönlich die Ermordung von fünf Israelis angeordnet hat und auch für die Ermordung von 33 weiteren Israelis verantwortlich ist. Und 6% unterstützen einen Holocaustleugner.
Gibt es keinen einzigen Kandidaten, an dessen Händen kein jüdisches Blut klebt?
Gibt es ernsthaft keinen einzigen Kandidaten, der glaubt, dass es von 1939 bis 1945 einen Holocaust gegeben hat? Gibt es tatsächlich keinen solchen Kandidaten in der Palästinensischen Autonomiebehörde?
Gegenwärtig gibt es niemanden. Und das wirklich Beängstigende ist heute, dass die Unterstützung für die Hamas in Judäa und Samaria seit dem Massaker vom 7. Oktober noch zugenommen hat.
In der PA ist es beliebt, über 1.000 Israelis zu töten. Es ist populär, Babys zu verbrennen, Frauen zu foltern und zu vergewaltigen. Es ist löblich, Soldaten zu lynchen. Es ist genau das, was Unterstützung bringt.
Wenn man in Israel in Meinungsumfragen besser abschneiden will, muss man die Steuern senken. Aber dort, jedenfalls in dieser Generation, muss man Juden töten, um des Volkes Zustimmung zu erhöhen.
Biden träumt von einer gemäßigten Palästinensischen Autonomiebehörde, die möglicherweise irgendwo existiert und den Gazastreifen übernehmen wird. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Hamas von Gaza aus Judäa und Samaria übernehmen wird. Es ist kein Zufall, dass die Bewohner von Hebron und Nablus in unserer Nähe das Simchat Tora-Massaker mehr unterstützen als die Araber im Gazastreifen.
Und gerade das ist die Erklärung, warum keine „erneuerte“ oder „gemäßigte“ Palästinensische Autonomiebehörde in der Lage sein wird, die Kontrolle und die Schlüssel zum Gazastreifen zu erlangen – aus dem einfachen Grund, dass es nicht um Führung geht. Man muss verstehen: Das ist einfach die Art von Gesellschaft, um die es geht. Und im Allgemeinen haben diejenigen, die behaupten, die Palästinensische Autonomiebehörde sei „gemäßigt“, ein wenig vergessen, wofür dort das Geld verwendet wird.
In Israel gibt es Demonstrationen, wenn Koalitionsgelder für Jeschiwas oder Siedlungen bereitgestellt werden. Aber sie dort hatten keine einzige Protestveranstaltung, obwohl seit Jahren 7% des Budgets der Palästinensischen Autonomiebehörde für die Bezahlung der Gehälter der Judenmörder verwendet werden.
7% ist ein riesiger Betrag! Diese Summe entspricht genau dem, was der Staat Israel für Sozialhilfe, Absorption, Wissenschaft, Kultur, Sport, Landwirtschaft und Hochschulbildung ausgibt. All das wird verwendet, um die Gehälter der Mörder zu bezahlen!
Der lukrativste Beruf in Israel ist der eines High-Tech-Unternehmers. Der lukrativste Beruf in Ramallah ist der eines inhaftierten Terroristen.
Und dieses Budget wird künftig um ein Vielfaches erhöht, denn seit dem 7. Oktober gibt es viele neue Mörder.
Vielleicht ist es wirklich besser, wenn dieses Geld nicht in die Bildung fließt. Denn das ist es, was im palästinensischen Bildungssystem, in der „gemäßigten“ Palästinensischen Autonomiebehörde, gelehrt wird: In der 4. Klasse wird es im Literaturunterricht erklärt, dass es besser ist zu sterben, als zu leben. In der
7. Klasse setzt man sich mit den Newtonschen Gesetzen auseinander, um zu berechnen, wie man IDF-Soldaten am besten erschießen kann. Und in der
9. Klasse lernt man im Geschichtsunterricht, dass das Massaker von 1929 in Hebron gerechtfertigt war.
Es ist nicht schön zu lügen, aber es ist noch schlimmer, sich selbst zu belügen. Schauen wir uns an, wovon wir sprechen. Der Gazastreifen ist ein solider, kleiner, relativ abgelegener Zaunabschnitt. Er ist nur 59 Kilometer lang. Wenn wir uns aber eine Karte von Judäa und Samaria ansehen, gibt es 720 Kilometer Zaun.
Die Entfernung zwischen dem Gazastreifen und der Stadt Ofakim, dem am 7. Oktober am weitesten entfernt liegenden Ort, welchen die Nukhba-Mörder erreichten, beträgt 25 Kilometer. Aber 25 Kilometer entfernt von Judäa und Samaria ist jeder Ort in Israel! Zum Beispiel die Entfernung zwischen Khirbet al-Hamam und dem Shalom-Knotenpunkt, zur Kaplanstraße, zu den Azrieli-Türmen in Tel Aviv. Die Siedlungen um den Gazastreifen, die wir alle kennen, Be‘eri, Nir Oz, Kfar Aza – das sind 5.000 Israelis. Die Siedlungen, die Judäa und Samaria umschließen – das sind zwei Millionen Israelis. Das ist nicht mehr Kfar Aza – das ist Kfar Saba.
Wir müssen also die Lektion lernen, dass wir mit dem Schwert in der Hand leben müssen, solange es keinen radikalen Wandel gibt. Das ist nicht elegant, das ist unangenehm. Viel feierlicher sind die Zeremonien zu Friedensverträgen und Nobelpreisen (von Rabin und Peres).
Es ist viel erfreulicher in Computertechnologien statt in Waffen zu investieren.
Aber das ist unsere bewusste Lebensentscheidung.
Wir leben nicht nur im Grenzgebiet des Gazastreifens („Otef Aza“) – wir leben im Grenzgebiet von Judäa und Samaria („Otef Yehuda ve‘ha‘Shomron“).
Und wenn wir dort Schwäche zeigen, werden wir hier in Judäa und Samaria auf die gleiche Bedrohung stoßen.