Ein Kämpfer gegen Ungerechtigkeit in allen Formen – Verleihung der Dr.-Ruer-Medaille an Volker Beck
In 2024 wurde in der Jüdischen Gemeinde Bochum – Herne – Hattingen ein Mann geehrt, der sich durch seinen Mut, seinen Tatendrang und seine konkreten Antworten auf diffuse Stimmungen und diskriminierende Strukturen ausgezeichnet hat. Ein Mann, der mutig ist und sich immer wieder für die Belange von Minderheiten einsetzt. Der dabei nicht zuletzt auch immer Juden und Jüdinnen im Blick hat und für ihre Anerkennung kämpft.

Grigory Rabinovich, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bochum–Herne–Hattingen, überreicht Volker Beck die Dr.-Ruer-Medaille

Volker Beck: „Antisemitismus kann nicht einfach aus der Welt geschaffen werden, aber ihm muss immer widersprochen werden.“
Seit 2004 wird die Dr.-Ruer-Medaille alle zwei Jahre an nicht-jüdische Personen verliehen, die sich im besonderen Maße für die jüdische Gemeinschaft einsetzten und verdient gemacht haben. Mit Volker Beck wurde ein Preisträger gewählt, der diesem Anspruch mehr als gerecht wird und wohl vielen bekannt sein dürfte. Der studierte Sozial- und Politikwissenschaftler war von 1994 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages für Bündnis 90/ Die Grünen und setzte sich dort insbesondere für die Menschenrechte, die LGBTQIA+ Rechte sowie für die Erinnerungskultur ein. Er ist zudem seit einiger Zeit Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Besonders bemerkenswert und für viele Gemeindemitglieder wohl von besonderer Bedeutung ist sein Einsatz gegen Altersarmut unter jüdischen Einwanderer*innen. Ganz alltagsnah setzt sich Beck aber auch für die Anerkennung jüdischer Feiertage und Jiddisch als Minderheitensprache ein.
Die Gesellschaft werde „offener, bunter und vielfältiger dank Beck“, so Richard C. Schneider. Der ehemalige Israel-Korrespondent der ARD war für die Laudatio zugeschaltet, da er aufgrund von Krankheit leider nicht persönlich anreisen konnte. Grigory Rabinovich, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bochum – Herne – Hattingen beschreibt Volker Beck in seiner Rede als „ein Kämpfer gegen Ungerechtigkeit in allen Formen“ und spielt damit auf Becks breites Engagement an. Auch Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, betont in seinem Beitrag, dass Beck „immer zur Stelle“ sei und fest an der Seite der Jüdischen Gemeinden als auch, einigem Widerstand zum Trotz, an der Seite Israels stehe. Nicht ohne mahnende Worte und einen unverschlossenen Blick auf die aktuell stark steigenden Zahlen antisemitischer Vorfälle und der Bedrohungslage für Juden*Jüdinnen mahnt Richard C. Schneider an, dass es mehr Menschen wie Volker Beck brauche, die den Mut aufbringen, sich für eine offene Gesellschaft einzusetzen. „Wer sich diesem Zeitgeist entgegenstellt, der riskiert etwas. Ich wiederhole: Wer sich diesem neuen Zeitgeist in der demokratischen Bundesrepublik entgegenstellt, der riskiert etwas“, so Schneider.

Grigory Rabinovich, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bochum–Herne–Hattingen, und Volker Beck
Beck selbst beschreibt sein Engagement als „selbstverständlich“ als er auf die Bühne tritt. In seiner Rede kommt er ganz ohne Umschweife wieder direkt ins Praktische. Er wolle eine Änderung der Haushaltsordnung bewirken, sodass antisemitische, rassistische und menschenfeindliche Haltungen nicht mehr zuwendungsfähig seien. Empört fragt er, ob „man mit Steuermitteln Antisemitismus finanzieren“ müsse. Beck betont aber auch, wie viel Engagement es aus der Gesellschaft schon gebe, Menschen, die auf die Straße gingen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben. „Antisemitismus kann nicht einfach aus der Welt geschaffen werden, aber ihm muss immer widersprochen werden“, betont Beck.

Die Preisverleihung war ein besonderes Ereignis, bei dem ein breites Publikum von Unterstützer*innen und Freund*innen der Jüdischen Gemeinde Bochum – Herne – Hattingen eingeladen waren, um den Preisträger Volker Beck gebührend zu würdigen. Im Anschluss an die Preisverleihung konnte sich bei Speis und Trank weiter ausgetauscht werden. So wurde der Abend trotz der beunruhigenden Weltlage zu einem hoffnungsvollen Ereignis – nicht zuletzt dank Becks sehr konkretem Einsatz für die Anerkennung von Juden*Jüdinnen in Deutschland und seinen starken Worten. Um mit Richard C. Schneider zu enden: „2024 brauchen Juden in Deutschland viele Volker Becks.“
Marie Zielinski, Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen
Foto: Aleksander Zheleznyak