
90 Jahre Wolfgang Polak
Der Abend des 25. Januar war ein besonderer. Die winterliche Kälte blieb vor den Türen der Dortmunder Gemeinde, während drinnen helle Lichter strahlten – verstärkt durch die Wärme der zahlreichen Gäste, die sich zum 90. Geburtstag von Wolfgang Polak eingefunden hatten.
Rückblickend auf die vergangenen Jahre könnte man meinen, dass 90 eine beachtliche Zahl ist und man sich leicht einen gebrechlichen Hochbetagten vorstellen könnte – ein Gedanke, der bei vielen naheliegt, doch nicht bei Wolfgang Polak. Trotz allem, was er erlebt hat, einschließlich der Zeit des Holocaust, stand vor uns derselbe weise, großzügige und zugewandte Mensch mit einem Leuchten in den Augen, das immer noch Dynamik und Tatendrang verspricht – und wie immer elegant und charmant.

Es war rührend und erfreulich zu beobachten, wie alle Anwesenden – Familie, Freunde und Kollegen aus der Gemeinde – Wolfgang mit Fürsorge, Zuneigung und Respekt umgaben. Sie umarmten ihn herzlich, machten Erinnerungsfotos an der Fotobox mit ihm und zeigten ihm auf jede erdenkliche Weise ihre Wertschätzung. Und stets an seiner Seite war seine langjährige Lebensgefährtin, die talentierte und fürsorgliche Tirzah Haase.
Oliver Polak – ein bekannter Entertainer, Stand-up-Comedian und Autor und zugleich ein Verwandter von Wolfgang Polak – führte mit Professionalität, Charme und Humor durch den Abend. Mit warmen Worten trat Zwi Rappoport auf und dankte Wolfgang Polak für seine Verdienste auch für die Gemeinde. Ein weiterer unerwarteter Höhepunkt waren die Videogrußbotschaften von u. a. Oberbürgermeister Thomas Westphal und TV-Moderator Atze Schröder. Mit ihrer Begleitung durch den Abend bereiteten Boris Rosenthal und seine Musiker Wolfgang Polak ein musikalisches Geburtstagsgeschenk, zu dem auch die Hauptperson selbst das Tanzbein schwang.
Mit viel Liebe und Sorgfalt von Wolfgang Polaks Familie zusammengestellt, erwachten auf der Leinwand nach und nach seltene, wundersam erhaltene Familienfotografien zum Leben – überwiegend schwarz-weiß, doch erfüllt von leuchtenden Erinnerungen. Seine drei Töchter und fünf Enkel zeigten nicht einfach nur Fotos, sondern verwoben sie eloquent mit humorvollen und bewegenden Erzählungen, untermalt von der Lesung aus originalen Zeitungsartikeln erschienen in den bekannten regionalen Zeitungen. Diese wertvollen Archivaufnahmen fesselten die Gäste besonders, denn vor ihren Augen zogen Jahrzehnte vorbei – von der Kindheit des Jubilars bis in die Gegenwart. Nach der Vorführung ließ auch Wolfgang Polak selbst eindrucksvolle Erinnerungen an die unterschiedlichsten Momente seines Lebens – tragische wie auch glückliche – Revue passieren, bevor er allen, die diesen besonderen Abend möglich gemacht hatten, herzlich dankte.
Spät am Abend traf Rabbiner Avichai Apel aus Frankfurt ein – seine Ankunft war ein wahres Geschenk für das Geburtstagskind und alle Anwesenden. Und da für Wolfgang Polak jeder Gast auf seine eigene Weise besonders war, hinterließ auch jeder eine kleine Erinnerung an diesen Abend für den Jubilar: In einem speziell vorbereiteten Gästebuch klebten die Gäste ihre Fotos ein und schrieben herzliche Wünsche, sodass ein Erinnerungsalbum entstand – gefüllt mit Momenten der Freude, Freundschaft und Wertschätzung.
Und etwas Wichtiges, was nicht unerwähnt bleiben darf: Wolfgang Polak, der das Grauen des Holocaust selbst erlebte, wünschte sich zu seinem Geburtstag keine persönlichen Geschenke, sondern Spenden für den von der HAMAS zerstörten Kibbuz Kfar Aza. Mit dieser beeindruckenden Initiative werden wir mit Dankbarkeit daran denken, dass in den nach ihrer barbarischen Zerstörung wieder aufgebauten Häusern, Kindergärten und medizinischen Einrichtungen auch unsere Bausteine stecken – als Symbol für eine friedliche und sichere Zukunft unseres Volkes.
J.E.W.-Redaktion
Foto: Tanja Stepanova / J.E.W.