Besuch der Staatsministerin a.D. Sylvia Löhrmann beim Vorstand unseres Landesverbandes
Am Freitagvormittag, dem 17.01.2025, durften wir Sylvia Löhrmann (Staatsministerin a.D.), die seit dem 1. November 2024 als Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus tätig ist, zu einem Erstgespräch bei uns im Vorstand des Landesverbandes Westfalen-Lippe begrüßen.

Antritts-Besuch der neuen Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW, Frau Sylvia Löhrmann
beim Vorstand des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.ö.R.
v.l.n.r.: Grigory Rabinovich, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes;
Alexander Sperling, Geschäftsführer des Landesverbandes;
Sharon Fehr, Vorstandsmitglied des Landesverbandes;
Sylvia Löhrmann, Beauftragte des Landes NRW für die Bekämpfung des Antisemitismus;
Zwi Rappoport, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes
Mit dieser Tätigkeit tritt sie die Nachfolge ihrer Vorgängerin, Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, in einem äußerst anspruchsvollen Amt an.
Bereits zu Beginn des Gesprächs vermittelte Frau Löhrmann den Eindruck, dass sie mit den komplexen Themen ihres neuen Aufgabenbereichs bestens vertraut ist.
In einer angenehmen und offenen Gesprächsatmosphäre berichtete sie von ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit Antisemitismus und jüdischem Leben, insbesondere während ihrer Amtszeit als Schulministerin und Vize-Ministerpräsidentin.
Sie schilderte, dass sie den Schüleraustausch zwischen Schulen in NRW und Israel mit Interesse eng begleitet hat, und berichtet kurz über ihre positiven Erfahrungen während ihrer Tätigkeit als Generalsekretärin des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Frau Löhrmann betonte, dass ihr neues Ehrenamt für sie eine Herzensangelegenheit sei.
Ihre Sensibilität für diese Themen wurde bereits in ihrer Schulzeit geweckt. Sie erzählte von einer engagierten Lehrerin, die im Rahmen des Unterrichts über die Jahre 1933 bis 1945 einen Besuch der Essener Synagoge organisierte.
Ziel dieses Besuchs war es, ihnen als Schülerinnen und Schülern über das Schulbuch hinaus Einblicke in das jüdische Leben in ihrer Nachbarschaft zu geben und deutlich zu machen, dass jüdisches Leben weit über die Shoa und den Holocaust hinausgeht – so wichtig die Auseinandersetzung mit dieser schrecklichen Zeit auch ist.
Mit Amtsantritt erweiterte Frau Löhrmann den Titel ihres Ehrenamtes, der nun offiziell lautet: „Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur“.
Auf ihrer Agenda stehen die drei zentralen Pfeiler BEGEGNUNG – ERINNERUNG – AUFKLÄRUNG:
- Begegnung:
Frau Löhrmann legt großen Wert darauf, direkte Kontakte zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Menschen zu fördern. Solche Begegnungen helfen, Vorurteile abzubauen, Verständnis zu schaffen und das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft zu stärken. Sie betonte, wie wichtig es ist, gemeinsam an der Gestaltung einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu arbeiten. - Erinnerung:
Sie unterstrich die Bedeutung, das Bewusstsein für die Vergangenheit zu bewahren und vor allem junge Menschen für die Gefahren von Hass, Diskriminierung und Intoleranz zu sensibilisieren, um alles daran zu setzen, dass sich die Verbrechen der NS-Zeit niemals wiederholen. - Aufklärung:
Ein zentraler Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Vermittlung von Wissen und der Bekämpfung von Vorurteilen und Fehlinformationen über Jüdinnen und Juden sowie über die jüdische Religion und Kultur. Beispiele für wichtige Ansätze sind Bildungsarbeit in Schulen, Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte und langfristige Projektarbeit. Frau Löhrmann nannte das Beispiel ihrer früheren Schule, an der eine Arbeitsgemeinschaft für den benachbarten jüdischen Friedhof gegründet wurde, der inzwischen unter der Patenschaft der Schule steht.
Sie betonte, dass solche und sicherlich auch andere Projekte (z.B. Kulturarbeit) junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken und diese weniger Anfällig für Hass und Diskriminierung seien.
Wir bedankten uns bei Frau Löhrmann und ihrem Büroleiter, Herrn Christian Klaka, für das offene und inspirierende Gespräch.
Wir schätzen ihren Einsatz für diese wichtigen Themen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit, um gemeinsam einen Beitrag für Begegnung, Erinnerung und Aufklärung zu leisten.
Sharon Fehr, Mitglied des Vorstandes Landesverband Westfalen-Lippe