Landesministerin Ina Brandes besuchte Jüdische Gemeinde Dortmund
Hoher Besuch bei der Jüdischen Gemeinde Dortmund: Am 21. März war Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zu Gast in der Gemeinde. Gewissermaßen ein Heimspiel für die Politikerin, die in Dortmund geboren wurde und als Dortmunder Abgeordnete der CDU dem Landtag von Nordrhein-Westfalen angehört.

v.l.n.r.: Micha Neumann, ADIRA;
Hannelore Feldermann, stellvertretende Geschäftsführerin Jüdische Gemeinde Dortmund;
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW;
Alexander Levin, Vorstand Jüdische Gemeinde Dortmund;
Leonid Chraga, Geschäftsführer Jüdische Gemeinde Dortmund
Mit ihrem Besuch wollte sie sich über das Gemeindeleben und die Situation der Jüdinnen und Juden nach dem 7. Oktober in ihrem Wahlkreis informieren. Nach ihrer Ankunft besichtigte sie zunächst gemeinsam mit Geschäftsführer Leonid Chraga die Synagoge, der über die Geschichte der Gemeinde und das aktuelle Gemeindeleben berichtete.
In einem anschließenden Gespräch mit Leonid Chraga, Hannelore Feldermann (stellvertretende Geschäftsführerin), Alexander Levin (Vorstand) und Micha Neumann (ADIRA) wurden verschiedene Punkte vertieft. Insbesondere die Wahrnehmung und Auswirkungen von Antisemitismus nach dem 7. Oktober standen im Mittelpunkt. Mit ADIRA betreibt die Gemeinde seit mehreren Jahren eine Beratungsstelle, um Betroffene professionell zu unterstützen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Da die Zuständigkeit von Ministerin Ina Brandes auch die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen umfasst, ging es hier insbesondere um die Situation an Bildungseinrichtungen sowie notwendige Maßnahmen. Denn auch an Hochschulen haben antisemitische Vorfälle in den letzten Jahren zugenommen, wie Micha Neumann berichten konnte. Dennoch reichen die vorhandenen Kapazitäten der Beratungsstelle oft nicht aus, weshalb derzeit Gespräche über eine zusätzliche Förderung durch das Ministerium von Frau Brandes laufen, damit ADIRA weitere Stellen schaffen kann.
Auf großes Interesse stieß bei der Ministerin auch die geplante jüdische Grundschule in Dortmund. Dieses Leuchtturmprojekt wird im kommenden Schuljahr mit einem Teilstandort an den Start gehen und damit erstmals seit 1945 wieder eine jüdisch geprägte Grundschulbildung ermöglichen. Darüber hinaus erläuterte Leonid Chraga die zahlreichen weiteren Projekte und Angebote der Jüdischen Gemeinde, die nicht nur die religiöse, kulturelle und soziale Versorgung ihrer Mitglieder sicherstellen, sondern auch in die Dortmunder Stadtgesellschaft hineinwirken. Denn auch in den Bereichen der Wohlfahrtspflege, des interreligiösen Dialogs sowie bei der Gestaltung von Aktionen gegen Antisemitismus und zur Erinnerung an die Shoah ist die Jüdische Gemeinde in Dortmund eine relevante Akteurin.
Gerade der letzte Aspekt ist für die Ministerin ein wichtiges Thema, da sie auch für die Gedenkstättenarbeit in Nordrhein-Westfalen zuständig ist. Hierbei ging es um Fragen, die neue Formen der Erinnerung betreffen, auch vor dem Hintergrund immer weniger werdender Zeitzeug*innen. Eine spektakuläre Idee dazu nahm Frau Brandes von einem Besuch des „Illinois Holocaust Museum and Education Center“ in Chicago (USA) mit: Dort werden Überlebende der Shoah mit moderner Technik gefilmt und in Hologramme verwandelt. Durch die Bearbeitung mit künstlicher Intelligenz können diese dann ihre Geschichten erzählen und sogar Fragen der Zuhörer*innen beantworten. Auf diese Weise sollen die Erfahrungen der Überlebenden über ihren Tod hinaus bewahrt und jungen Menschen zugänglich gemacht werden.
Diese Umsetzung hat die Ministerin so beeindruckt, dass es Überlegungen gibt, ein solches Format mit Hologrammen auch in Nordrhein-Westfalen zu etablieren. Dabei ist es ihr aber auch wichtig, die jüdischen Gemeinden in ein mögliches Projekt mit einzubeziehen. Wir dürfen also gespannt sein, ob wir diese Art der Erinnerung bald auch in unserer Nähe erleben können.
Insgesamt war es ein gelungener und interessanter Austausch zwischen der Gemeinde Dortmund und Ministerin Ina Brandes. Wir bedanken uns herzlich für den Besuch!
Micha Neumann, ADIRA