Zwi Rappoport,
Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.o.R.

Zwi Rappoport Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.o.R.

Ein Priester, ein Imam und ein Rabbiner diskutieren darüber, wann das menschliche Leben beginnt.
Der Priester erklärt, das Leben beginne im Augenblick der Befruchtung der Eizelle.
Der Imam meint, menschliches Leben beginne 40 Tage nach der Zeugung mit dem Eintritt der Seele.
Der Rabbi aber entgegnet: „Das Leben beginnt, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund ist tot.“

Liebe Freunde,

vielleicht geht es Ihnen auch ein wenig so, wie unserem Rabbi in der Anekdote. Die Ferienzeit hat begonnen, und viele unserer Kinder sind in ein Ferienlager gefahren. Sollte das für Sie zutreffen, hoffe ich, dass auch Sie ein wenig Ihre kinderfreie Zeit genießen – und nicht wie eine typische jüdische Mamme die baldige Rückkehr der Kinderlach herbeisehnt.

Konkret: Zu den jüdischen Ferienlagern der Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland (ZWST) fahren in diesem Sommer allein aus unserem Landesverband Westfalen-Lippe 38 Kinder. Dabei ist die Entlastung der geplagten Eltern nur ein schöner Nebeneffekt. In erster Linie werden auf diesen Machanot das jüdische Bewusstsein und die jüdische Identität unserer Kinder gefestigt. Gerade in dieser Zeit, in der unsere Kinder manche Anfeindung erleben müssen, wirkt ein solches Beisammensein mit anderen Jüdinnen und Juden heilend und stärkend.

Mit Ferienende und Schulbeginn erwartet uns alle ein einzigartiges Ereignis: die Neueröffnung einer Jüdischen Grundschule in Dortmund!
Wenn man bedenkt, dass die Jüdische Grundschule in Dortmund im Jahre 1942 zwangsweise geschlossen und die Schulkinder in die Todeslager deportiert wurden, wird einem die historische Dimension dieses Neuanfangs bewusst.

Ich wünsche Ihnen allen erholsame Ferien, sei es mit oder ohne Kinder. Lasst uns alle für einige Wochen Antisemitismus, Kriege, Zerstörung und Tod vergessen und versuchen wir, einfach nur das Leben zu genießen.