Chanukka in Dortmund – ein Symbol der Solidarität

Chanukka ist in diesem Jahr mehr denn je von tiefer Bedeutung. Am 7. Oktober erlebte Israel den größten und schmerzlichsten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoah. Diese Tragödie hinterließ eine blutende Wunde in den Herzen aller Jüdinnen und Juden weltweit. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es wichtig, Chanukka öffentlich zu feiern. Es ist eine klare Botschaft, dass das jüdische Volk nicht nur lebt, sondern auch den Mut hat, trotz Trauer und Schmerz nach vorne zu schauen.

Erste Kerze

Die erste Chanukka-Kerze wurde zum zweiten Mal genau an der Stelle entzündet, an der die Alte Synagoge vor ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten stand. Das Entzünden der Chanukka-Kerzen an einem Ort, der einst Zeuge der Zerstörung jüdischen Lebens war, hat eine tiefe symbolische Bedeutung und ist eine kraftvolle Geste, die auch die unauslöschliche Kraft des Lichts und des Lebenswillens unterstreicht. Während die Chanukkia auf dem Platz der Alten Synagoge an die schmerzliche Vergangenheit erinnerte, blickte das Licht auf dem Friedensplatz in die Zukunft und wurde zu einem Symbol des Friedens. Angeführt von unserem Mitglied, dem Rabbiner von Bejt Chabad Menachem-Mendel Vilenkin, wurde die zweite Kerze an der Chanukkia mit Musik, Tanz und guter Stimmung auf dem Friedensplatz entzündet. 

Solidaritätsball

Die Feierlichkeiten in Dortmund erreichten ihren Höhepunkt mit dem Chanukka-Solidaritätsball, der von unserem Special Guest, der „ShowBand Prestige“, musikalisch hervorragend begleitet wurde. Der Ball war geprägt von tiefer Solidarität mit Israel und stand nicht nur für festliche Freude, sondern auch für die wichtige Botschaft, dass das jüdische Volk zusammensteht und niemals vor der Dunkelheit zurückweichen wird – ganz im Sinne von Chanukka. Der gesamte Erlös des Balls wurde für einen guten Zweck gespendet. Die Gemeinde sammelt für einen Krankenwagen für Magen David Adom, da bei dem tragischen Anschlag auch mehrere Krankenwagen zerstört und in Brand gesteckt wurden.

Kinder-Chanukka

Die Kinder-Chanukka-Feier hat alle begeistert. Die Feier war gespickt mit zahlreichen Stationen, vorbereitet durch die Mitglieder des Jugendzentrums „Emuna“, die nicht nur Spaß und Spiel boten, sondern auch die Möglichkeit, kreativ zu basteln und jüdische Traditionen neu zu entdecken. Ein besonderes Highlight des Tages war der Auftritt des talentierten und vielseitigen Zauberkünstlers Sascha Lange. Mit seiner beeindruckenden Show begeisterte er nicht nur die jungen Besucher, sondern zog auch die Erwachsenen in seinen Bann.

Lichterzünden am Phoenix-See

Wie immer bildete das öffentliche Lichterzünden am Phönix-See mit der musikalischen Begleitung von Kantor Baruch Chauskin den Abschluss der Chanukkafeierlichkeiten in Dortmund. Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde waren am malerischen Phönix-See zusammengekommen, um gemeinsam die letzten Momente des Chanukka-Festes zu erleben. Das Lichterzünden am Phoenix-See ist in Dortmund zu einer festen Tradition geworden und die Gemeinde ist fest entschlossen, sich ihre Traditionen von niemandem nehmen zu lassen. An diesem Abend wurde nicht nur ein Chanukka-Licht, sondern auch das Licht der Gemeinschaft und des Zusammenhalts entzündet. Denn in diesem Jahr war die Solidarität unserer Freunde wichtiger denn je.

Leonid Сhraga, Geschäftsführer der JKG Dortmund

Leonid Сhraga,
Geschäftsführer der JKG Dortmund

Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund

Thomas Westphal,
Oberbürgermeister der Stadt Dortmund

Avigdor Moshe Nosikov, Rabbiner der JKG Dortmund

Avigdor Moshe Nosikov,
Rabbiner der JKG Dortmund

Besonders erfreulich war die Anwesenheit von Freunden aus den christlichen Gemeinden und der Stadt, die sich mit der jüdischen Gemeinde solidarisch zeigten. Ein besonderer Moment war das Entzünden der ersten Kerze der Chanukkia durch Oberbürgermeister Thomas Westphal, nicht nur als symbolischer Akt, sondern auch als Ausdruck der Unterstützung und des gemeinsamen Engagements für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft. Oberbürgermeister Westphal betonte, wie wichtig es sei, das Geschehene vom 7. Oktober beim Namen zu nennen: Es sei ein menschenverachtender Terroranschlag, ein Zivilisationsbruch, der nicht relativierbar sei. Und deshalb stehe die Stadt Dortmund an der Seite des jüdischen Volkes und des Staates Israel. Er sprach auch vom Aufruf an die Dortmunder Jugend, der von der Stadtverwaltung und Vertreter*innen der jüdischen und muslimischen Gemeinden erstellt und unterzeichnet wurde: ein Aufruf für Frieden und gegen Hass.

Die Solidarität der Freunde der Gemeinde war gerade in diesen Tagen spürbar und von großer Bedeutung. Davon sprach auch unser Geschäftsführer Leonid Chraga in seiner Rede und nannte einige Beispiele und Namen, die für uns von großer Bedeutung sind. Unter anderem nannte er den Regisseur Adolf Winkelmann, der uns jedes Jahr die Chanukka-Kerzen am U-Turm schenkt und in diesem Jahr – mit dem klaren Statement: „Jetzt werden sie erst recht angezündet!“ Er erzählte von Daniel Lörcher, einem alten Freund unserer Gemeinde, der sich aktiv dafür einsetzte, dass der BVB eine klare Position gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung bezieht. Obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, mit dem israelischen Botschafter in Berlin eine Kerze anzuzünden, habe er es vorgezogen, mit unserer Gemeinde die Kerze am Phoenix-See anzuzünden, da seine Heimatgemeinde für ihn Vorrang habe. Herr Chraga bedankte sich auch bei Michelle Gnatzy, stellvertretende Vorsitzende der Jusos in Dortmund, die zwei Kundgebungen mitorganisiert hatte, als gerade die politischen Jugendverbände in Dortmund ein sehr deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und für Israel setzten, und erwähnte auch die Unterstützung von Opernintendant Heribert Germeshausen und die Rede von Tobias Englert.

Rabbiner Nosikov sprach auch von den Menschen, die in diesen dunklen Zeiten unsere „Kerzen der Unterstützung“ sind, die mit uns für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einstehen. Die Worte „Das Licht wird die Dunkelheit besiegen.“ bekommen in diesem Zusammenhang eine universelle Bedeutung. Sie erinnern daran, dass das Licht der Chanukka-Kerzen nicht nur lokal, sondern global eine Botschaft der Hoffnung sendet. Und diese Botschaft ist klar: Die, die uns vernichten wollen, werden selbst vom Erdboden verschwinden, während das Licht des Überlebens und der Menschlichkeit weiterleuchtet.

Hana Kopelewitsch
Foto: Hana Kopelewitsch & Darya Singh

Die Redaktion «Jüdisches Echo Westfalen» & Studio «J.E.W.» präsentiert ein Film «Chanukka-Feier am Phoenix See» – Dortmund 13.12.2023