Lag baOmer – eine Geschichte für Kinder

Es war einmal ein Land voller klarer Flüsse und majestätischer Berge. In diesem Land lebte ein Schäfer namens Akiva, der Tag für Tag mit seinen Schafen durch die Wälder streifte und ihnen beim Spielen und Wachsen zuschaute. Doch obwohl Akiva ein glücklicher Mann war, gab es eine Sache, die ihm Kummer bereitete. Akiva konnte weder lesen noch schreiben und so konnte er auch nicht in der Thora, der heiligen Schrift, lesen.

Eines Tages traf Akiva Rachel.
Sie war klug, witzig und hatte viele spannende Geschichten zu erzählen. Akiva verliebte sich sofort in Rachel und auch sie verliebte sich in ihn, denn sie spürte, dass er ein gutes Herz hatte. Doch Rachels Vater erkannte Akivas Fähigkeiten nicht an und verbot ihm, seine Tochter zu heiraten. Er wollte, dass seine Tochter einen Rabbi heiratet, also jemanden, der sich sehr gut mit der Thora auskennt, sie gelesen und studiert hat.

Doch Rachel war mutig und widersetzte sich ihrem Vater. Sie ermutigte Akiva, das Lesen und Schreiben zu lernen, damit er die Thora studieren konnte. Doch Akiva hatte kein Vertrauen in sich und glaubte, dass er zu alt sei, um das Lesen zu lernen. Rachel gab jedoch nicht auf und erinnerte ihn an die Kraft der heiligen Schrift.
Eines Tages wanderte Akiva durch den Wald und fand einen geheimnisvollen, ausgehöhlten Felsen. Über viele Jahre hinweg hatten Regentropfen den Felsen langsam bearbeitet und in diese Form gebracht. Akiva verstand, dass auch er wie dieser Felsen sein konnte – wenn er jeden Tag ein kleines bisschen lernte, würde er irgendwann alles über die Thora und ihre Geschichten wissen.

Von da an widmete Akiva seine ganze Zeit und Energie dem Lesen der Thora. Er wurde ein kluger und weiser Mann, ein Rabbi und ein Lehrer. Rachel hatte immer an ihn geglaubt und ihn unterstützt und auch ihr Vater erkannte nun, dass er einen Fehler gemacht hatte und entschuldigte sich bei Rachel und Akiva. Als Rachels Vater sich bei ihm entschuldigte, wies Akiva darauf hin, dass er alles, was er erreicht hat, der Liebe und Geduld seiner Frau zu verdanken hat. Rabbi Akiva sagte seinen Schülern, sie sollten die Thora feiern, sich gegenseitig helfen und aneinander glauben, so wie es einst Rachel getan hatte.

Einer seiner Schüler, Rabbi Bar Yochai, versteckte sich später mit seinem Sohn in einer Höhle, um vor Gefahren sicher zu sein. Doch dank Akivas Weisheit und Rachels Mut glaubte Rabbi Bar Yochai daran, dass sie die Höhle sicher verlassen und wieder in Sicherheit leben würden. Als Rabbi Bar Yochai viele Jahre später starb, bat er die Menschen, nicht traurig zu sein. Stattdessen sollen wir uns an diesem Tag daran erinnern, wie wichtig es ist, einander zu helfen, zusammen zu sein und in der Thora zu lernen. Das ist der Tag, an dem wir Lag baOmer feiern!

Marie Zielinski

Wenn ihr ein lustiges Lied zu Lag baOmer kennenlernen möchtet, dann hört doch mal hier rein: Rabbi B – Bar Yochai (A Lag Ba‘Omer Song)