Wolfgang Polak erhielt einen Orden für umfassende Verdienste

Dem langjährigen Geschäftsführer und derzeit Ehrenvorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund, Wolfgang Polak, wurde am 19. Oktober das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine vielfältigen Verdienste in mehr als sechzig Jahren für die jüdische Gemeinde in Dortmund, die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und das jüdisch-christliche Miteinander im Land verliehen.

Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Thomas Westphal, überreichte Wolfgang Polak im Namen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz

Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Thomas Westphal, überreichte Wolfgang Polak im Namen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz

Oberbürgermeister Thomas Westphal überreichte Wolfgang Polak im feierlichen Rahmen und im Beisein zahlreicher Gäste das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Nach den Ereignissen des Novemberpogroms im Jahr 1938 gelang es Wolgang Polaks Mutter, mit ihm und seinem jüngeren Bruder nach Holland zu fliehen, während sein Vater alleine vor den Nazis flüchten musste. Die Familie überlebte glücklicherweise und kehrte Ende der 1950er Jahre nach Dortmund zurück. Seit 1960 ist Wolfgang Polak aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde Dortmund, und sein Engagement für die Gemeinschaft ist außergewöhnlich.

Schon in den 1960er Jahren hatte er ein starkes Anliegen, die Türen zur Stadtgesellschaft zu öffnen. Sein Hauptanliegen war das Kennenlernen und die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen.

Seit vielen Jahren setzt er sich ehrenamtlich für das kulturelle Leben in der Gemeinde ein. Es gelingt ihm immer wieder, Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Bereichen in die Gemeinde zu holen und Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus zu begeistern. Sein diplomatisches Talent und seine Fähigkeit, Menschen zu vereinen, sind bemerkenswert.

Wolfgang Polak bekleidete 25 Jahre lang die Position des Geschäftsführers der jüdischen Gemeinde Dortmund. In dieser Zeit gelang es ihm, ein äußerst erfolgreiches Netzwerk aufzubauen und als hochgeschätzter Vermittler zwischen der jüdischen Gemeinde und der Stadtgesellschaft zu agieren.

Besonders am Herzen lag ihm immer die Integration von Zuwanderern, ohne dabei den jüdischen Charakter der Gemeinde zu vernachlässigen. Während der Phase der Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion von 1989 bis 2006 standen die jüdischen Gemeinden vor großen Herausforderungen. Wolfgang Polak spielte in dieser Zeit eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der notwendigen strukturellen und organisatorischen Veränderungen in unserer Gemeinde. Er schuf die Voraussetzungen dafür, den Zuwanderern eine religiöse, kulturelle und soziale Heimat zu bieten und sie in die jüdische Gemeinde zu integrieren. Mit großer Empathie ging er auf die zugewanderten Mitglieder zu und hieß sie herzlich willkommen.

Gegen Ende der 90er Jahre konnte die Synagoge, in der etwa 200 Gläubige Platz fanden, den wachsenden Andrang nicht mehr bewältigen. Ein Neubau wurde notwendig, und so entstand der große Mehrzwecksaal hinter dem Verwaltungsgebäude. Dieses Gebäude bietet Platz für 500 Menschen und wird an den wichtigen jüdischen Feiertagen als Synagoge genutzt. Während des gesamten Jahres dient es als Veranstaltungsort für Konzerte, Feierlichkeiten und als Speisesaal.
In dieser Zeit spielte Wolfgang Polak eine entscheidende Rolle bei der Planung und Durchführung der baulichen Erweiterung der jüdischen Gemeinde Dortmund, um den neuen Gemeindemitgliedern ausreichend Platz zu bieten. Er steht für Begegnungen zwischen Jung und Alt, Familien und Alleinstehenden, religiösen und nichtreligiösen Menschen offen.

Nach seiner Amtszeit als Geschäftsführer wurde er mit großer Zustimmung in den Vorstand der jüdischen Gemeinde gewählt. Dieses Ehrenamt hatte er bis Herbst 2021 inne, und seitdem ist er der erste „Ehrenvorsitzende“ der Gemeinde Dortmund.

Während seiner Zeit im Vorstand hat er viele Bauprojekte für die JKGD angestoßen und erfolgreich abgeschlossen, darunter den Bau des jüdischen Kindergartens. Insbesondere junge Eltern mit Kinderwagen und Senioren sind ihm für sein Engagement für einen barrierefreien Zugang zur Gemeinde dankbar.
Er ist und war ein unermüdlicher Antriebsmotor für eine jüdische Grundschule, die in Kürze eröffnet wird. Es ist sicherlich nicht sein letztes Projekt, denn er hat eine bemerkenswerte Vision und die Fähigkeit, andere zu überzeugen.

Auch als Ehrenvorsitzender steht er der jüdischen Gemeinde mit Rat und Tat zur Seite, und sein reicher Erfahrungsschatz ist von unschätzbarem Wert.
Er ist „a Mensch“, der von sich selbst sagt, dass es ihm gut geht und der sich immer wieder für die einsetzt, denen es nicht so gut geht und die Hilfe brauchen, sei es in der Gemeinde oder in seinem persönlichen Umfeld. Er hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen anderer und ist unbeirrbar, wenn es darum geht, Lösungen zu finden.

Als Holocaustüberlebender war es ihm ein besonderes Anliegen, anstelle von Geburtstagsgeschenken Spenden für AMCHA Deutschland e. V. zu sammeln, um bedürftigen Holocaustüberlebenden zu helfen.

Nicht zu vergessen ist seine tiefe Liebe zu seiner Heimatstadt Dortmund und seinem Heimatverein BVB 09. Diese Liebe zeigte sich besonders, als er im Januar 1974 gemeinsam mit vier weiteren Personen einen Vorstand mit herausragenden Persönlichkeiten gründete, um den einst renommierten Dortmunder Fußballverein vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu bewahren. Dieses Amt, dem sich sonst niemand widmen wollte, übernahm er aus Liebe zum Fußball, zum BVB und zu Dortmund.

Barbara Samuel & J.E.W.-Redaktion
Foto: Roland Goreck