Ein Solidaritätsbesuch

Auf die Einladung des Bundestagsabgeordneten aus dem Bezirk Recklinghausen Frank Schwabe hin hat am 7. Mai 2024 der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags Michael Roth unsere Stadt besucht.

Sein kleines Programm umfasste auch das Treffen mit der jüdischen kulturellen Gemeinschaft. Wie sicher fühlen sich Juden des Bezirks und des Landes Nordrhein-Westfalen? Wie kann man Menschen unterschiedlicher religiöser Konfessionen miteinander verbinden? Diese Themen, wie auch andere aktuelle Fragen, wurden bei dem Gespräch mit dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Dr. Mark Gutkin während des Empfangs des Abgeordneten in der Synagoge erörtert.

Wie alle Besucher der Gemeinde ging er an zwei Polizeiwagen vorbei, die seit Beginn der jüngsten Ereignisse in Israel hier ständig im Einsatz sind. Was auch zur Antwort auf eine der Fragen wurde, welche ihn interessierten. Auch die Tatsache, dass einige Tage später (am 11. Mai 2024) in der Stadt, wo gerade ein Kunstfestival stattfand, eine offiziell genehmigte pro-palästinensische Demonstration stattfinden sollte, trug dazu bei, dass sich die jüdische Gemeinschaft nicht sicher fühlt.

„Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist. Ich schäme mich dafür, dass unsere jüdischen Mitbürger sich nicht mehr sicher fühlen.“

„Das Gefühl der Unsicherheit wuchs mit Beginn des Krieges im Nahen Osten. G“tt sei Dank gab es noch keine Angriffe auf Juden im Bezirk. Doch unser Leben vergeht im Moment isoliert. Wir leben hier unter Bewachung wie auf einer eigenen Insel. Das ist nicht normal. So sollte es nicht sein“, unterstrich Dr. Gutkin.

Seit fast sieben Monaten halten die Fanatiker der HAMAS 132 Menschen als Geiseln fest, darunter Frauen, Kinder und alte Leute. Ein Teil von ihnen wurde bereits gnadenlos ermordet. Die anderen leiden unter Folter und Erniedrigung. Offiziell hat HAMAS in dieser Zeit bereits mehr als 1.200 Menschen getötet. Die Zahl der Opfer wächst jeden Tag. Die Welt hat überhaupt nichts aus dem Holocaust gelernt. Der Antisemitismus hat das höchste Niveau in den östlichen Ländern erreicht. Sein Einfluss macht sich auch in ganz Europa breit. Es ist naiv, die Proteste mit plötzlich erwachtem Mitleid mit den Opfern unter der friedlichen Bevölkerung Gazas zu erklären. Das, was die Hamas veranstaltet, ist nicht der Schutz irgendjemandes Freiheit. Denn es protestierte niemand, als 600.000 Menschen in Syrien ermordet wurden (200.000 von ihnen waren ebendiese Palästinenser). Heute sterben im Sudan dutzende Male mehr Menschen als im Gaza. Und was ist mit dem endlosen Terror der Hisbollah? Die Ermordung von Uiguren in China, der Paschtunen in Pakistan, der Ukrainer in ihrem eigenen Land? Niemand veranstaltete Demonstrationen mit der Forderung eines Boykotts Chinas, Irans und Russlands. Wie lassen sich die „doppelten Standards“ erklären? Das einzige Ziel ist die Vernichtung Israels und aller Juden – durch den muffigen Antisemitismus des Jahrhunderts.

„Antisemitismus zersetzt schon lange die Gesellschaft, und dieser Verderbnis hat nun sein Zentrum berührt. Ich möchte betonen, dass ich in diesem Kampf auf Israels Seite stehe. Das soll nicht passieren“, versicherte Herr Roth.

Irina Barsukowa, Jüdische Gemeinde Kreis Recklinghausen
Foto: Nicola Tanski