Ein sorgenvoller – und doch auch hoffnungsvoller Blick auf Israel nach dem 7. Oktober 2023

Seit dem 7. Oktober 2023 halte ich engeren Kontakt zu Freunden in Israel und rufe sie häufiger denn zuvor an. Ich höre vor allem immer wieder einen Satz: „Bei uns ist seit dem Massaker der islamistischen Hamas-Terroristen nichts mehr normal“, und Shmuel (Jerusalem) sagt mir: „Die Sonne scheint und doch ist es dunkel, alles fühlt sich anders an“, und fährt fort, mir seine Eindrücke über den jüngsten beispiellosen Angriff des Iran zu erzählen, der Israel mit Drohnen und Raketen angriff. „Im ganzen Land war das Heulen der Sirenen und die Explosionen der abgefangenen Raketen in unseren Schutzräumen zu hören.“

Sharon Fehr im Büro der Jüdischen Gemeinde Münster
Bildquelle: Archiv Jüdische Gemeinde Münster

Mein Freund Etan (Beer Sheva) erzählt mir am Telefon: „Wir gehen abends zu Bett und umarmen uns am nächsten Morgen dankbar, dass wir die Nacht überlebt haben. Niemals zuvor spürten wir so intensiv wie glücklich wir sind, dass wir, unsere Kinder und Freunde leben – dass Israel lebt“, und endet am Schluss unseres Gespräches mit: „Am Israel Chai! SHALOM“ עם ישראל חי

In den TV-Nachrichten sehe ich dieser Tage auf einer pro-palästinensischen Demonstration ein Schild eines Demonstranten: „Den Krieg der Information haben wir gewonnen“. Als ich das lese, erinnere ich mich an die Szene im israelischen Fernsehen, wie eine ältere israelische Geisel ihrem Peiniger die Hand schüttelt und ein anderer Terrorist ein israelisches Kleinkind auf dem Arm wiegt. Ich freue mich riesig über die Freilassung der Geiseln, doch gleichzeitig schießt mir durch den Kopf, dass diese Mörder vom 7. Oktober auf ihren perfide inszenierten Video-Clips noch so viele Hände von israelischen Kindern schütteln und ältere Frauen nach der Freilassung umarmen mögen, doch sie werden weder die Freigelassenen noch die Welt über ihre blutigen Gräueltaten hinwegtäuschen können, denn sie allein werden für das unvorstellbare Leid, das mit dem 7. Oktober 2023 für Israel und für uns Juden in aller Welt zum schwärzesten Tag nach dem Holocaust wurde, zur Rechenschaft gezogen – und zwar alle, diese Barbaren!

Auch mich empört, wie auf pro-palästinensischen Demonstrationen die abscheulichen Morde und die sadistischen Widerwärtigkeiten der radikal-palästinensischen Hamas-Terroristen auf unseren Straßen bejubelt, beklatscht und zu allem Übel tanzend frohlockend zelebriert werden. Es ist widerlich, wenn die Mörder vom 7. Oktober auf unseren Straßen als Freiheitskämpfer und Helden verklärt werden, als befänden wir uns in Islamabad oder Kabul.
Zu ihnen gehören auch in Münster vor allem jene arabisch-palästinensische Migranten und deren links- und rechtsgesonnenen Aktivisten wie „Palästina Antikolonia“, „Volksfront zur Befreiung Palästina“, „Waffen der Kritik“. Sie fallen immer wieder durch ihren radikalen israelbezogenen Antisemitismus auf, u.a. durch Forderungen, Israel bis auf die Grundmauern niederzureißen, G”tt behüte! – חס וחלילה

Was auffällt ist auch, dass die islamistischen Mörder von Anbeginn ihrer Wut-Blut-und-Mord-Orgie vom 7. Oktober 2023 die Bedeutung von Bildern im Zeitalter der digitalen Medien für sich erkannt haben.

Durch ihre gezielte Propaganda, Desinformation und Fake News rücken die Gewaltverbrechen in der Weltöffentlichkeit mehr und mehr in den Hintergrund, verdrängt die Gräuel, die die Terroristen am 7. Oktober begannen, als sie mit mehr als eintausend islamistischen Killern von Gaza aus in Israel an Simchat Thora – unserem Fest der Freude an der Thora – eindrangen, Land- und Feldarbeiter in ihren Kibbuzim abschlachteten, fröhlich feiernde junge Menschen auf dem Nova-Musikfestival niederknüppelten und Mädchen neben den Leichen ihrer Freunde bestialisch vergewaltigten, abgeschnittene Brüste junger Frauen durch die Luft kickten, Kinder aus ihren Kinderbettchen raubten und ihre Mütter in Todesangst – ihrer letzten Minuten – verspotteten und fotografierten.

Die wahllosen brachialen Gewaltakte der islamistischen Hamas-Terroristen, die gegen Israels Bevölkerung in gewaltverbrecherischer Mord-Origen verübt wurden, können nicht oft und laut genug verurteilt werden. Meine Gedanken, mein Mitgefühl gehören den Opfern und ihren Angehörigen in Israel.

Gelegentlich höre ich Sätze, in denen die dschihadistisch-islamistischen Hamas-Terroristen als „menschliche Tiere“ bezeichnet werden. Nein, es waren keine menschlichen Tiere, die am 7. Oktober die unvorstellbaren blutigen Gewaltverbrechen gegen Israels Zivilbevölkerung begangen. Es waren und sind hochideologisierte menschliche Täter, die ihre Mission des systematischen Mordens, Folterns und Erniedrigens von Jüdinnen und Juden aus voller Überzeugung und ohne Zögern durchführten und auch heute keinen Hehl daraus machen, diese Verbrechen immer wieder auch zu wiederholen.

Seit dem 7. Oktober weiß die gesamte Welt: Diese aus dem Iran gesteuerten und finanzierten Israel-Hasser sind keine Krieger, keine Kämpfer, sie sind eine barbarische Terrororganisation von islamistischen Betrügern, Vergewaltigern und Mördern.

Wir erleben weiterhin täglich eine Bilderflut aus dem Gaza, die einmal mehr zeigt, dass Hamas den Terror gegen Israel vom Boden aus nahezu professionell ins internationale Netz verlagert hat. Die zunehmenden enthemmten antiisraelischen Agitationen an Universitäten und während pro-palästinensischer Demonstrationen auch in Deutschland, mit dem Ziel, Israel unter Auslassung der Tatsachen an den Pranger zu stellen und als Kriegstreiber in Gaza zu diskreditieren, zeigen ihre Wirkung. Die Folge ist u. a. antiisraelische Demonstrationen an der Freien Universität in Berlin und auf dem Campus renommierter Universitäten in den USA. Jüdische Studierende und jüdische Professoren werden angegriffen und Uni-Equipments bis zur Unbrauchbarkeit verwüstet.

Kein Wort darüber, dass Israel das Recht, ja auch die Pflicht hat, sein eigenes Territorium und vor allem auch die eigene Bevölkerung zu schützen.
Auch nicht in dem Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof, forciert von Klägern aus Südafrika, die das humanitäre Leid israelischer Bürger/innen durch die Hamas-Terroristen vor Gericht negieren und von den immer noch gefangen gehaltenen israelischen Geiseln „als geringfügige Unannehmlichkeit“ reden.
Die antiisraelischen Hass-Prediger scheinen nirgendwo noch so schlüssigen Argumenten zugänglich zu sein und beharren indes vehement auf ihren ideologischen antiisraelischen, antizionistischen, antisemitischen Positionen.

Sie müssten längst einsehen, dass das Übel in Gaza nicht Israel und auch nicht das Fehlen von Hilfeleistungen von außerhalb ist, sondern die islamistischen Guerilla-Mörder namens Hamas und alle ihre zahlreichen Helfershelfer in Gaza, im Libanon, im Jemen und vor allem im Iran.

Auch wir in Münster müssen bei Debatten auf unseren Straßen, bei Synagogenführungen und /oder Veranstaltungen immer die bittere Erfahrung der Schuldumkehr machen.

Ähnlich schrecklich, wie es der Generalsekretär der UNO formulierte, dass die Gräuel vom 7. Oktober 2023 „nicht in einem Vakuum stattgefunden“ hätten.

Er hat dabei völlig übersehen, dass hinter Hamas ein milliardenschweres Terrornetzwerk steht, das sich die Zerstörung des demokratischen Staates Israel zum Ziel gesetzt hat.

Dies wird leider immer wieder unterdrückt, vor allem auch durch die Informationskampagne und Fake News der islamistischen Hamas-Terroristen. Sie zielen vor allem am Kern der Wahrheit vorbei, dass nicht Israel, sondern die Terroristen in Gaza die einzigen Verantwortlichen für das Leid der angeblich so friedliebenden Zivilbevölkerung in Gaza sind. Umfragen zufolge glauben bis zu 90 % der palästinensischen Zivilbevölkerung nicht, dass die Hamas-Terroristen am 7. Oktober und danach Gräueltaten an israelischen Zivilisten begangen haben.

Fakt aber ist auch, dass im Gaza bereits viele Jahre vor dem 7. Oktober nichts wirklich funktionierte. Es funktionierten die Kläranlagen nicht, dass Spül-, Dusch-, Abwasch- und Toilettenwasser aus vielen Hunderttausenden Haushalten in Gaza fließt weiterhin ungefiltert ins Mittelmeer.

Elektrizität gab und gibt es nur gelegentlich, Treibstoff, Medikamente und Nahrungsmittel mussten bisher und auch weiterhin aus Israel bezogen werden und vieles andere mehr.

Das zeigt, dass die lebensnotwendigen Materialien und finanziellen Hilfen für die in Gaza Not leidende Bevölkerung sowie den Ausbau einer menschenwürdigen zivilen Infrastruktur von den Hamas-Terroristen abgefangen und zweckentfremdet verwandt wurden. Zweckentfremdet für den Bau kilometerlanger Tunnelnetzwerke, die unter Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten verlaufen, um terroristische Kommandozentren zu errichten, um Israel – so das erklärte Ziel der islamistischen Feinde, eines Tages auszulöschen.

Nichts anderes bedeutet auch die islamistische terroristische Parole: „From the river to the sea, Palestine will be free“, was nichts anderes bedeutet als ein Aufruf zur Vernichtung Israel.

Bedauerlicherweise erkennt die Justiz die inhaltliche Bedeutung dieser Parole nicht als Aufforderung zur gewaltsamen Vernichtung des Staates Israels an und demnach nicht als antiisraelische und nicht als antisemitische Kampfansage gegen Israel – bisher nicht, leider! Ihn aber als Spruch für einen «Aufruf zu Freiheit, Menschenrechten und friedlicher Koexistenz» zu interpretieren, wie von linken Gruppen aus den USA vertreten, erachte ich – gelinde ausgedrückt als komplette Unkenntnis des Nahost-Konfliktes.

Zurück zum Terror in Gaza: Wie viele meiner israelischen Freunde bin auch ich davon überzeugt, dass Israel zum Schutz der eigenen Bevölkerung keine andere Wahl hat, als alles in seiner Macht stehende aufzubieten, um die militante Infrastruktur der islamistischen Hamas-Terroristen und deren Helfershelfer ein für alle Mal zu zerstören, mit anderen Worten: Sie komplett zu entwaffnen! Ob das von der Regierung Benjamin Netanjahu gesteckte Ziel der Vernichtung der Hamas-Terroristen auch ein erreichbares Ziel ist, das darf zu Recht bezweifelt werden.

Auch wenn sie – wie Nahost-Experten sagen – ideologisch nicht zu bezwingen sein dürften, so doch militärisch. Darunter verstehe ich zum Schutz der israelischen Bevölkerung auch, dass allen Schmuggelwegen, über die Waffen zur erneuten Wiederbewaffnung der terroristischen Hamas-Guerillagruppe gelangen können, der Garaus gemacht werden muss.

Damit und mit der längst überfälligen Befreiung der gekidnappten israelischen Geisel, wäre der Krieg, bzw. Terror sofort beendet.
Als Deutsch-Israeli verbinde ich damit בעז“ה die Hoffnung, dass die von meinem Freund Shmuel eingangs erwähnte Dunkelheit, die sich seit dem 7. Oktober 2023 wie ein Schleier über Israel gelegt habe, schon morgen der Sonne Israels weichen möge.

Dass bis dahin niemand von uns mit Blick auf das bevorstehende Jahresjubiläum: 76 Jahre Israels Unabhängigkeit יום העצמאות zum Feiern zumute ist, ist nur allzu verständlich – dies nicht zuletzt auch aufgrund der gegenwärtigen Proteste und Verunsicherung der Menschen in Israel ob der von der Regierung angestrebten Justizreform.

Wir werden mit Münsters Arbeitsgemeinschaft der Deutsch-Israelischen Gesellschaft auf Kundgebungen indes solidarisch sein mit den bereits freigelassene Geiseln und sowohl an die noch verschleppten israelischen Geiseln in Gaza, an deren Angehörige und Freunde, an alle israelischen Opfer, die vor und am 7. Oktober und danach ums Leben kamen, gedenken und an die Entstehung und Bedeutung des Staates Israels als jüdische Heimstätte aller Jüdinnen und Juden erinnern.

Ich persönlich wünsche mit Blick auf 76 Jahre תואמצעה םוי, dass wir in Israel als unser eigenes Land בעז“ה wieder in Sicherheit leben können, in Sicherheit vor Hass und Hetze, vor Ausgrenzung und Verfolgung.

Bisher konnten wir uns jederzeit darauf verlassen, immer auch sagen zu können, dass, wenn es nötig ist, wir immer auch nach Israel gehen können.

Möge dies בעז“ה auch in Zukunft so sein.
AM ISRAEL CHAI עם ישראל חי

Sharon Fehr, Ehrenvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster