Zwi Rappoport,
Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.o.R.

Liebe Gemeindemitglieder,
der Sommer beginnt, und es erwarten uns hoffentlich etwas ruhigere Wochen mit Schulferien, Familienurlauben und unseren Kindern auf Machanot.
Unsere gegenwärtige Zeit ist wahrhaftig schon unruhig genug. Die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine beschäftigen uns unentwegt. Seit über zwei Jahren reiht sich Krise an Krise und die Auswirkungen sind für uns alle deutlich spürbar. Wirtschaftlich macht uns die Inflation mit steigenden Preisen zu schaffen; gesellschaftlich bedroht uns der immer stärker werdende Antisemitismus. Trotz all dieser schwierigen Herausforderungen, muss aber unser Alltag und auch unser normales Gemeindeleben weitergehen. Dafür ist es wichtig und richtig, dass wir uns nicht nur vom Dauerkrisenmodus bestimmen lassen.
G“tt sei Dank gibt es in den Gemeinden einige Lichtblicke: Gut besuchte Gemeindefeiern, funktionierende Jugendarbeit und die Wiederaufnahme regelmäßiger G“ttesdienste führen allmählich wieder zur Normalität. Geflüchtete Juden aus der Ukraine werden langsam in das Gemeindeleben integriert. Durch das Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland und durch verstärktes gesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus werden unser jüdisches Selbstbewusstsein und damit unsere Resilienz gestärkt. Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Besonders deutlich wurde mir dies zuletzt bei der endlich wieder stattfindenden Jewrovision in Berlin, über die auch in dieser Ausgabe ausführlich berichtet wird. Als Mitglied des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland durfte ich dort mit großer Freude erleben, wie über 1.200 jüdische Jugendliche gemeinsam ihr Judentum zelebrierten. Allein aus unserem Landesverband nahmen 140 Jugendliche und drei Jugendzentren teil, die beeindruckende Auftritte auf der Showbühne gezeigt haben. Und auch wenn mancher etwas enttäuscht über die Platzierung seines Jugendzentrums war, so ist viel wichtiger, dass alle Teilnehmenden voller Engagement und Freude dabei waren. Wir sind jedenfalls stolz auf alle Jugendlichen, die uns mit Freude und ganzer Seele repräsentiert haben!
Ein Highlight war auch der erste Familien-Schabbaton, den unser Landesverband mithilfe von Familie Vilner in Bad Sobernheim durchgeführt hat. Ca. 40 Erwachsene und 30 Kinder haben gemeinsam Schabbat gefeiert, sich ausgetauscht, zusammen gespielt und dabei neue Kontakte geknüpft. Unser Judentum in Westfalen-Lippe wird wieder lebendiger.
In diesem Sinne und in der Hoffnung, dass Sie über den Sommer hinweg die nötige Ruhe und Kraft finden, die wir alle brauchen, wünsche ich Ihnen eine erholsame Zeit.